Helmut Dietl, einer der großen deutschen Regisseure, ist im Alter von 70 Jahren an den Folgen einer Lungenkrebserkrankung gestorben. Fernsehserien wie "Monaco Franze – Der ewige Stenz" oder "Kir Royal" machten ihn berühmt. 1992 wurde er für seinen ersten Kinofilm "Schtonk!" für den Auslandsoscar nominiert. Dietls Filme waren bitterböse Satiren auf den Medienbetrieb, amüsante Komödien über die Münchener Schickeria und immer auch Liebeserklärungen an geschliffene Dialoge.
Helmut Dietl war ein großer Perfektionist, wenn es um seine Fernsehserien oder Spielfilme ging. Sein eigenes Leben, seine eigenen Erfahrungen spielten dabei, so hat er es in Interviews dargestellt, die wichtigste Rolle, um eine Geschichte für das Fernsehen oder Kino erzählen zu können. Über was könne man sonst schreiben?, fragte er. – Dietls Geschichten, die er oft zusammen mit dem Patrick Süskind ("Das Parfum", "Der Kontrabass") schrieb, waren vielschichtig, mitreißend, komisch und immer von geschliffenen Dialogen geprägt. Sätze wie "Wer reinkommt, das bestimme immer noch ich!" von Baby Schimmerlos, dem an Michael Graeter angelehnten Klatschreporter, aus der 1986 gedrehten Serie "Kir Royal", haben sich tief in das kollektive Filmgedächtnis der Deutschen eingebrannt.
Dietl machte München – so steht es in einigen Nachrufen (so z. B. in der "Abendzeitung") – zur heimlichen deutschen Hauptstadt vor der Wende. Er stellte die höhere Münchener Gesellschaftsschicht, die Schickeria, immer mit dem Blick eines Emporkömmlings dar. Nie war er ganz Teil dieser Gesellschaft. Vielleicht gerieten seine Fernsehserien (hier sind vor allem "Monaco Franze" (1982) und "Kir Royal" zu nennen) oder seine Spielfilme (in erster Linie "Rossini, oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief" von 1997) deshalb immer zu bitterbösen und irgendwie doch liebevollen Überzeichnungen des Szenelebens in und um München.
Gerade "Kir Royal" habe ich, als ich die Serie das erste Mal sah, immer mit diesen gemischten Gefühlen zwischen bitterböser Satire und liebevoller Überzeichung betrachtet. Es musste ein tolles Gefühl sein "dazu zu gehören". Wozu auch immer man da gerade gehörte. Und gleichzeitig schien diese Oberschicht so weltfremd und abgenabelt von den echten Problemen der Menschen zu sein. Politische Überzeugungen wurden kaum ausgetauscht oder führten dazu, dass sich die Münchener High Society sprichwörtlich von einem abwendete (so geschehen bei Friederike von Unruh, der von Ruth Maria Kubitschek gespielten Verlegerin der fiktiven "Münchener Allgemeinen Tageszeitung" nachdem Baby Schimmerlos illegale Waffengeschäfte eines fiktiven Königreiches entarnt hatte).
"Kir Royal" ist zweifelsohne Helmut Dietls Meisterstück. Noch heute gibt es keine vergleichbar gute, deutsche Fernsehserie. Das Staraufgebot um Franz Xaver Kroetz, Dieter Hildebrandt, Senta Berger und Billie Zöckler, um nur einige zu nennen, Gastauftritte von Mario Adorf oder Edgar Selge, sind legendär. Und die Dialoge sowie die variantenreiche und oftmals dialekt-geprägte Sprache sind ein Hochgenuss und bringen einen immer wieder zum Lachen.
Helmut Dietl ist am 30. März 2015 im Alter von 70 Jahren an den Folgen einer Lungenkrebserkrankung gestorben. Er war ein Mann, der die Worte liebte.