Bei einem Anschlag auf das Redaktionsbüro der französische Satire-Zeitschrift "Charlie Hebdo" sterben zwölf Menschen. Darunter ihr Herausgeber und drei bekannte Zeichner. Weltweit bekunden Menschen - vereint unter dem Spruch - "Je suis Charlie" ihren Respekt und ihre Trauer. Die Täter sind - nach aktuellen Medienberichten (Stand: 9. Januar 2015, 18:50 Uhr) - inzwischen getötet worden. Dieses Plädoyer fragt nicht nach Gründen für die Tat. Es verurteilt diesen Anschlag auf die Pressefreiheit und soll Journalisten Mut machen. Bleibt laut!
Frankreich. Europa. Die Welt. Journalisten, Regierungschefs und Bürger – alle sind sie vereint in ihrer Bestürzung über das Attentat auf die französische Satire-Zeitschrift "Charlie Hebdo" vom 7. Januar 2015.
Die Gründe für die Bestürzung der Einzelnen mag unterschiedliche Ausprägungen haben, aber eine solche Welle der Solidaritätsbekundungen hat Seltenheitswert. – Dieser Tage wird in den Kommentaren der Qualitätsmedien häufig die Frage nach einer möglichen Spaltung Europas in Nichtmuslime und Muslime diskutiert. Christian Bangel gibt auf ZEIT online die einzig richtige Antwort: "Der Pariser Anschlag trifft alle Europäer: Nichtmuslime und Muslime. Wir müssen uns gegen den Hass immunisieren, mit dem uns die Terroristen anstecken wollen". Mehr muss nicht gesagt werden. Wir müssen als Menschen gegen den Terror zusammenstehen und nicht einander – aufgespalten in unterschiedliche religiöse oder politische Lager – bekämpfen.
Wie fragil die Pressefreiheit ist, wie wichtig sie uns als Erhalt der Demokratie sein muss, wird dieser Tage einmal mehr deutlich. Französische Journalisten starben, weil sie sich in Karikaturen über den Propheten Mohammed lustig gemacht haben. Dabei hatten sie sich nicht nur über ihn, sondern auch über andere Religionsstifter amüsiert. – Es ist das gute Recht der freien Presse bis an die "Schmerzgrenzen" (so der ZEIT-Journalist Bernd Ulrich) zu gehen – manchmal sogar darüber hinaus.
Die Wahrheit ist nicht immer angenehm. Das politische oder gesellschaftliche Leben plätschert nicht einfach so dahin. Journalisten beobachten unsere Zeit, schreiben jeden Tag über die kleinen und großen Abenteuer, Verfehlungen und Ereignisse. Sie werden sich nicht mundtot machen lassen! Selbst ein solch brutaler Anschlag auf eine Zeitschrift wird sie nicht unterkriegen. Journalisten werden laut bleiben! Und das ist gut so. Wir erkennen erst, was wir an der freien Presse haben, wenn sie in Gefahr ist.
War in den letzten Tagen noch oft von der "Lügenpresse" die Rede, so betrauern wir nun allesamt einträchtig die ermordeten Journalistinnen und Journalisten von "Charlie Hebdo". – Wir sollten bedenken, dass Journalisten, gerade jene, die sich satirisch ihrer Sache annähern, Grenzen austesten und dabei auch Fehler machen. Dafür werden sie dieser Tage oft angegangen. Das Fehlermachen ist allerdings – auch in unserer ach so perfekten Welt von heute – menschlich. Der Soziologe Heinz Bude fordert die Rückkehr zu einer Fehlerkultur. Sie würde uns in vielen Bereichen gut tun.